- Seltener nachlegen bei einem Speicherofen? In der Aufladungsphase heizen Sie mehr zum Schornstein hinaus
- Wer Wärme speichern will, braucht einen schweren Ofen – ist Ihr Haus dafür gebaut?
- Speicheröfen sind nichts für Ungeduldige
Speichern oder nicht speichern, das ist hier die Frage!
Einige Ofenhersteller bewerben ihre Produkte mit der Argumentation, ihren Speicherofen nur einmal alle paar Tage für einen Tag beheizen zu müssen, um dann wieder einige Tage die Wärme genießen zu können, bis wieder für einen Tag geheizt werden muss. Nun, schön wäre es ja, aber die Eier legende Wollmilchsau ist und bleibt derzeit leider genauso ein Traum wie das perfekte Perpetuum Mobile. Die Beheizung alle paar Tage funktioniert leider nicht, denn die Wärme verlässt den Speicher in etwa derselben Zeit, wie sie sich aufgebaut hat. Das heißt, Sie müssen auch den Speicherofen bei Laune halten. Wenn der Ofen ausgebrannt hat, ist nach allerspätestens 8 Stunden die Heizleistung erloschen, meist eher. Der Ofen benötigt zum heizen eine Temperaturdifferenz von 40°C zur Umgebungstemperatur. Das heißt, hat der Raum eine Temperatur von 22°C, muss der Ofen mindestens gute 60°C Speichertemperatur haben, um den Raum auf Niveau zu halten. Wenn nicht durch eine regelmäßige Verbrennung nachgeladen wird, wandert die Hitze durch den Speicher in den Raum und der Stein kühlt aus. Ein Speicher ist dann sinnvoll, wenn man die Temperaturkurve des Tages und in der Nacht möglichst flach halten möchte. Insbesondere in der Nacht sorgt ein Wärmespeicher dafür, dass die Wohnung am Morgen noch eine gute Grundtemperatur hat. Je länger man mit dem Wiederanheizen wartet, desto länger dauert es, bis der Speicherofen hochgefahren ist.
Speichermasse ist bislang noch nicht in der Lage, Wärme eigenständig zu erzeugen. Vielmehr muss der Speicher eines reinen Speicherofens, gleich einem elektrischen Akku, durch die Verbrennung aufgeladen werden. Während der Aufladungsphase bleibt nur wenig Wärme zur Raumheizung übrig. So blöd es klingt, aber das meiste geht in dieser Zeit zum Schornstein raus, weil der Speicher die Hitze nur langsam aufnehmen kann. Dennoch muss mit hoher Intensität aufgeheizt werden. Die oft angepriesene Holzersparnis zum einfachen Kaminofen gibt es nicht. Viele der echten Speckstein-Speicheröfen verbrennen das Holz mit Primärluft. Das sorgt für eine enorm heiße und schnelle Verbrennung. Alle Specksteinöfen, mit denen ich es bislang zu tun hatte, waren Holzfresser. Wer es warm haben will, muss halt heizen, so will es die Natur. Wer speichern will, braucht Speichermasse. So ein Speicherofen wiegt 1000 und mehr Kilogramm. Betonestrich hat eine garantierte Belastbarkeit von 250 Kilogramm pro Quadratmeter. Der Ofen jedoch hat selten mehr als einen Quadratmeter Grundfläche. Wer also unbedingt mit Speicher heizen will, muss den Estrich im Bereich des Ofens verstärken.
Noch ein Nachteil: „Komm mein lieber Schatz, heute Abend machen wir es uns am Ofen mal richtig gemütlich“. Naja, kein Problem, wenn der Speicherofen kontinuierlich beheizt wurde. Wenn nicht, braucht es viele Stunden Geduld, bis es endlich gemütlich wird. Vielleicht reicht dem romantischen Paar ja die Strahlungswärme, die recht schnell durch die Frontscheibe abgegeben wird und den Bereich direkt vorm Ofen wärmt. Aber Vorsicht, nicht zu nah heranrutschen:-)
Reine Speicheröfen sind Strahlungsöfen. Sie wärmen vorrangig den Raum, in dem sie stehen. Strahlungswärme ist vergleichbar mit Licht. Wenn ich in einem dunklen Raum eine Lampe anmache, wird dieser Raum erhellt. Je nach Lage der Zimmertür, bekommt der Nachbarraum über Streustrahlung und Reflexionen einen mehr oder weniger großen Lichtanteil ab. Weiter entfernte Räume bleiben weitgehend im Dunklen. Ein Konvektionsofen, der durchaus einen gewichtigen Speicher besitzen kann, heizt, weil er selbständig mittels Thermodynamik die Raumluft bewegt, die ganze Wohnung, sofern die Zimmertüren offen stehen. Auch das hat seine Grenzen, z.B. bei langen Korridoren, an deren Sackende sich die Luft staut.
Wenn es zu kühl ist, machen wir Feuer, wenn es warm genug ist, heizen wir moderat weiter, wenn es zu warm ist, lassen wir den Ofen herunterbrennen. So haben wir es immer optimal. Mit einem Speicherofen ist das so nicht möglich, denn ist der Speicher einmal aufgeladen, wird die Wärme gleichmäßig von ihm abgegeben, ob man schwitzt oder nicht. Da hilft dann ggf. nur noch „Fenster auf und raus mit der Wärme“.
Kaminöfen mit Stein- oder Keramikverkleidungen sind keine Speicheröfen. Die Anschaffung eines solchen Ofens ist also eine rein geschmackliche Entscheidung. Ein schlechter Ofen wird durch angebaute Steine niemals zu einem besseren und schon gar nicht zum guten Ofen.